Memories of You - Part 6

Naomi - Schule - nachmittags

Er war doch sonst so umgänglich und jetzt benahm er sich komplett gestört, so als wollte er ihr unter allen Umständen aus dem Weg gehen. Das machte sie gerade wahnsinnig. Aber sie wollte seinen Worten glauben. "Okay", antwortete sie also verwirrt. "Du schreibst mir später?", ging sie nochmal sicher.

Alec, Schule, nachmittags

"Klar, ich schreib dir", meinte Alec dann, aber eilte dann auch wirklich davon, so als würde er schon fast vor ihr weglaufen. Das ganze machte ihn so verrückt, dass er gerade so gar nicht mehr an seinen Bruder dachte und sich somit natürlich auch keinen Plan zurecht gelegt hatte, was er denn nun seinen Eltern sagen würde. Die Wahrheit war ja nicht wirklich eine Option. Zum Glück stellte er fest, dass seine Eltern nicht zu Hause waren. So konnte er den Anrufbeantworter löschen, wo die Schule eine Nachrich wegen dem Fehlen von Keagan hinterlassen hatte.

Naomi - Schule - nachmittags

Sie sah ihm nur kopfschüttelnd hinterher, bevor sie sich in Gang setzte und auf den Heimweg machte. So hatte sie sich das nicht vorgestellt.

Keagan - zuhause - nachmittags

Er blieb noch eine Weile bei Kaya und war ihr eine emotionale Stütze, bevor er sich auf den Nachhauseweg machte. Oh je, hoffentlich kam jetzt nichts schlimmes auf ihn zu. Viel Rücksprache hatte er mit Alec ja nicht gehalten. Er schlich sich regelrecht zur Eingangstür herein und schloss sie äußerst leise und bedacht hinter sich.

Alec, zu Hause, abends

Alec führte gerade schon wieder eine Disskussion mit seinen Eltern. Er hatte ihnen gesagt, dass sie Keagan auf dem Handy erreichen konnte, aber das war wohl abgestellt und jetzt befürchten sie, dass Alec ihnen doch was verheimlichte. Dieser versuchte ihnen klar zu machen, dass das aber so nicht war und dass vielleicht einfach nur sein Akku leer war. Sie waren total wütend, auch weil die Schule eben auch bei ihnen auf dem handy angerufen hatte. Es hatte also nichts gebracht, dass er die Nachricht auf dem Anrufbeantworter gelöscht hatte. Ganz im Gegenteil, dass hatte ihn auch noch in Schwierigkeiten gebracht, so wie er befürchtet hatte. "Ich hab es euch doch gesagt, er ist bei Kaya...sie haben sich wieder angefreundet und er kümmert sich halt um sie. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen", sagte Alec und war so langsam wirklich wütend. Er hatte doch genug eigene Probleme und jetzt wurde er dafür auch noch von seinen Eltern unter Druck gesetzt.

Keagan - zuhause - abends

"Hey", platzte er nun hinein und hob die Hand. Er hatte noch eine Minute gelauscht, nachdem er das Haus betreten hatte, um zumindest ansatzweise die Stimmung einfangen zu können. Klang gar nicht gut. Und er hatte sich auch gar keinen Plan gemacht, was er sagen würde. Generell hatte er ein ungutes Gefühl.

Alec, zu hause, abends

Gleich verstummte alles, ehe sich seine Eltern an Keagan wandten. Seine Mum war ziemlich außer sich und reagierte emotionaler als sonst auf die ganze Situation. Eigentlich waren ihre Eltern recht cool und gaben ihnen auch viel Freiheiten, doch jetzt sah das irgendwie gerade ganz anders aus. Keagan hatte ja schon oft rebbeliert und auch mal die Nächte durch gemacht, klar hatte er dann Ärger bekommen, aber so wie jetzt hatten seine Eltern noch nie reagiert. Vielleicht weil sie jetzt hier bleiben würden und sie auch von ihnen erwarteten, dass sie sich der Situation anpassten. Alec sah seinen Bruder warnend an, er wusste ja nicht, was er hier angerichtet hatte.

Keagan - zuhause - abends

"Alles gut, ja?", er lächelte in die Runde und machte ganz nebenbei irgendeine Armbewegung, um locker auszusehen. "Ich mein, wir sind - offensichtlich - alle gesund und munter", quatschte er und zog sich seine Jacke aus.

Alec, zu Hause, abends

"Gut? Gar nichts ist hier gut. Du kommst nicht nach Hause über Nacht, schwänzt die Schule, bist nicht zu erreichen....du kannst hier nicht machen, was du möchtest, Keagan", schimpfte seine Mum nun los. Ihr Vater hatte es schon aufgegeben sie zu beruhigen. Alec stand mit verschrenkten Armen da und senkte seinen Blick. "Nicht zu vergessen, dass uns dein Bruder hier irgendwelche Märchen aufbinden will, wo du steckst. Dieses Mal kannst du das nicht einfach weg lächeln, Keagan...das ist ernst...dir hätte sonst was passieren können. Wie stehen wir jetzt vor deinem Direktor da? Das hier ist unser zu Hause und auch du hast dich verdammt nochmal an Regeln zu halten", schimpfte ihre Mum weiter.

Keagan - zuhause - abends

Er hörte sich die Schimpftirade an und hängte währenddessen seine Jacke an der Garderobe auf. "Mir hätte sonst was passieren können?...Mir ist aber nichts passiert. Ich war für Kaya da, jetzt bin ich hier - wohlbehalten", erklärte er schulterzuckend. "Und was der Direktor denkt, interessiert mich weniger. Wen kümmert schon der Ruf?", ihn zumindest nicht.

Alec, zu Hause, abends

"Es geht darum, dass du dich einfach abzumelden hast. Wir wollen wissen, wo du bist, denn auch wenn dir alles egal ist, so bist du uns nicht egal. Und dein Ruf ist wichtig, weil es hier um deine Zukunft geht. Auch wenn du dir wünscht ein Rockstar zu werden, so musst du trotzdem auch mal außerhalt dieser Luftschlösser denken", sagte seine Mum und redete sich so richtig in Rage.

Keagan - zuhause - abends

"Okay, okay", er hob beide Hände und ließ sich aufs Sofa fallen. "Abmelden...Ruf ist wichtig...hab schon verstanden", er machte keinen Hehl daraus, dass er ein kleines bisschen genervt war, was man seiner Stimme entnehmen konnte. "Passiert nicht wieder. Ist das Thema damit abgeschlossen?"

Alec, zu Hause, abends

"Hausarrest...ihr Beide", sagte ihre Mum jetzt und zeigte auch auf Alec. "Was?", fragte dieser gleich. "Ich hab doch aber nichts gemacht", sagte Alec gleich. "Du hast deinen Bruder gedeckt und bist damit genauso schuld", sagte ihre Mum gleich. "Aber...", fing Alec gleich an. "Kein Aber, sonst leg ich noch ein Wochenende drauf", sagte ihre Mum nur wieder streng.

Keagan - zuhause - abends

Er warf zeitgleich mit Alec sein 'Aber' ein und setzte sich kerzengerade auf, verstummte aber ziemlich schnell wieder. Fairerweise hätte er vorschlagen wollen, dass seine Mum Alecs Strafe einfach auf seine Strafe draufrechnen sollte, aber er wusste, dass seine Mutter das Wochenende einfach nur für beide drauflegen würde, wenn er sein 'Aber' gab. Da war nicht zu scherzen. Stattdessen seufzte er nur und erhob sich, um das Wohnzimmer zu verlassen.

Alec, zu hause, abends

Auch Alec hatte jetzt genug und wollte nur noch in sein Zimmer. Er war so wütend. Dieser Tag konnte einfach nicht schlimmer werden. Wieso hatte nur die ganze Welt etwas gegen ihn?

Keagan - zuhause - abends

Keagan machte auf der Treppe extra langsam, damit er mit Alec gemeinsam hochgehen konnte. "Tut mir leid...wegen der ganzen Sache. Du solltest das nicht ausbaden müssen", er verzog leidend das Gesicht. "Du hast was gut bei mir..."

Alec, zu Hause, abends

"Das hilft mir auch nicht, ich wünschte wir könnten hier einfach wieder verschwinden", sagte Alec jetzt. Alles hier war Mist. Die Lehrer mochten ihn nicht und bestraften ihn ungerechter Weise auch für Dinge, die er selbst nicht verbockt hatte. Mit Naomi hatte er sich erst verstecken müssen und jetzt wurde er dazu gezwungen sie zu verlassen, wegen diesem arschigen Affen, der diese Nacktfotos von ihr hatte. Am liebsten wünschte er sich, dass sie nie hier ger gekommen waren.

Keagan - zuhause - abends

"Verschwinden wegen ein wenig Hausarrest?", entgegnete er verblüfft. Er konnte ja verstehen, dass Alec das alles andere als toll fand, aber das war doch übertrieben. "Was ist denn los mit dir?". Drehten jetzt alle durch?

Alec, zu Hause, abends

"Es ist eben einfach alles scheiße hier", sagte Alec sauer. So lange waren ihm andere Menschen, vor allem Mädchen egal gewesen und jetzt verliebte er sich und dann war einfach alles Mist. Es tat einfach weh, wie sich das hier alles so entwickelte.

Keagan - zuhause - abends

"Oh, okaaaaay", antwortete er. Im Moment verstand er gar nichts, offensichtlich lag Alecs Ärger nicht nur am Hausarrest, sondern hatte noch andere Gründe. Aber das wollte er offenbar für sich behalten.

Alec, zu Hause, abends

Alec stürmte einfach in sein Zimmer und knallte sogar mit der Tür. Das war sehr untypisch für ihn. Er wusste, dass ab jetzt hier wirklich nur noch alles den Bach herunter gehen würde. Ohne Naomi in seinem Leben, gab es darin doch auch keinen Sonnenschein mehr. Er wusste, dass er ihr das niemals persönlich sagen konnte, deshalb nahm er jetzt sein Handy in die Hand. "Es tut mir leid, ich kann das einfach nicht mehr. Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. - Alec", schrieb er ihr und warf sein Handy dann in die Ecke. Es tat so weh und er wusste auch, dass er ihr damit weh tat. Doch das war nichts im verglich dazu was passierte, wenn diese Fotos im Internet auftauchten.