Memories of You - Part 9

Diana - Klassentreffen - nachmittags

"Hast du das nicht schon getan?", erwiderte sie und musste leicht schmunzeln. Zumindest in ihr drin herrschte jetzt ein absolutes Durcheinander und sie kam mit ihren Gefühlen und Gedanken nicht mehr klar.

Holdon, Klassentreffen, nachmittags

"Das war nicht meine Absicht. Wenn es so ist, dann tut mir auch das Leid", sagte Holdon aufrichtig und schaute sie entschuldigend und gequält an. "Vielleicht hätte ich doch nicht herkommen sollen", sagte er jetzt leise. Er hatte ja gehofft sie zu treffen, doch jetzt wurde ihm bewusst, dass das sehr egoistisch gewesen war.

Diana - Klassentreffen - nachmittags

"Nein, nein. Ich bin froh, dass du hergekommen bist", stellte sie schnell, fast schon panisch klar. Sie wollte nicht, dass er so dachte. "Es ist nur...", sie suchte nach dem richtigen Wort, "...ungewohnt."

Holdon, Klassentreffen, nachmittags

"Es ist vielleicht auch besser, wenn du dich nicht zu sehr daran gewöhnst. Vielleicht fang ich irgendwo neu an, jetzt wo ich nichts mehr hier hab, was mich hier hält", sagte Holdon ehrlich. Er hatte schon von Anfang an darüber nachgedacht, aber irgendwie hatte er einfach nochmal nach ihr sehen müssen.

Diana - Klassentreffen - nachmittags

"Auch wenn ich...", hm, wie sagte sie das jetzt am besten, "...auch wenn ich dich gerne hier hätte?", erkundigte sie sich zögerlich und vergrub beide Hände in ihren Gesäßtaschen, während sie ihn fragend ansah.

Holdon, Klassentreffen, nachmittags

Gott, sie machte ihn schon wieder total verrückt damit, wie sie ihn ansah. Bei ihr wurde er immer schwach, das war schon immer so gewesen. "Es ist wohl das Beste, wenn ich keine Versprechungen mache. ich weiß noch nicht, wie es für mich weiter geht", sagte Holdon jetzt diplomatisch. Er wollte sie nicht wieder enttäuschen, aber er glaubte eben auch nicht, dass sie einfach nur Freunde sein konnten. Das waren sie doch irgendwie nie gewesen.

Diana - Klassentreffen - nachmittags

"Okay", antwortete sie kurz angebunden. Das war nicht unbedingt die Antwort, die sie hatte hören wollen, aber er war nunmal ehrlich. Das durfte sie ihm ruhig hoch anrechnen. "Ich denke, wir sollten wieder zu den anderen gehen. Ich sollte echt mal aus dem Jungsklo verschwinden...", sie musste leicht schmunzeln, ging voraus und hielt ihm hinter sich die Tür auf.

Holdon, Klassentreffen, nachmittags

Holdon verließ mit ihm also den Waschraum und sah sich gleich wieder um. "Sind die anderen auch hier?", fragte er und meinte natürlich ihre gemeinsamen Freunde. Die wollte er schon wahnsinnig gerne wiedersehen. Bis jetzt hatte er abgesehen von ihr ja noch niemanden hier entdeckt.

Diana - Klassentreffen - nachmittags

"Uhm...ja. Ich hatte noch nicht die Möglichkeit, mit ihnen zu sprechen, aber ich hab sie definitiv schon gesehen", sie hielt Ausschau während sie sprach. "Da! Hab sie gefunden!", ohne groß zu überlegen, fasste sie Holdon am Arm und zog ihn mit.

Holdon, Klassentreffen, nachmittags

Holdon merkte wie jedes noch so kleine bisschen Körperkontakt total aus der Fassubg brachte. Nicht nur, dass er Jahre lang eigentlich von keiner anderen Person so wirklich berührt wurde. Doch vor allem weil es ihre Berührung war, merkte er, dass ihn das so gar nicht kalt ließ. Es hatte sich offensichtlich nicht viel geändert an den Gefühlen für sie, aber das wollte er nicht einmal vor sich selbst zugeben. Ihre Freunde standen in einer kleinen Gruppe zusammen und schauten gleich erfreut, als sie die beiden sahen. "Wenn das nicht unser Traumpaar ist. Endlich wieder vereint, was?", fragte einer ihrer Freunde, ehe er Holdon freundschaftlich umarmte. Dieser war total überrumpelt von dieser Aussage und wusste gar nicht gleich, was er sagen sollte.

Diana - Klassentreffen - nachmittags

"Endlich wieder v-...", wiederholte sie perplex und sah kurz zu Holdon auf. Dann bemerkte sie, dass wie sie ihn hielt geradezu dazu beitrug, dass Leute auf diesen Gedanken kamen. Unsicher ließ sie ihn los. "Nein, nein", sie schüttelte den Kopf. "Wir sind nicht zusammen. Wir sind...", was waren sie eigentlich, "...Freunde".

Holdon, Klassentreffen, nachmittags

Freunde. Waren sie das jetzt? Es klang komisch und irgendwas in ihm sträubte sich auch komplett dagegen. Verwirrung machte sich auch in den Gesichtern ihrer Freunde breit. "Dabei war doch niemand so geschaffen füreinander wie ihr", bemerkte eine ihrer Freundinnen. Eine andere freute sich, dass Holdon in einem Stück zurück war. "Na ich lass mich doch nicht unterkriegen", sagte Holdon zwinkernd. Auch hier sprach er wieder nicht von den Verletzungen.

Diana - Klassentreffen - nachmittags

Geschaffen füreinander? Unbeholfen fasste sie sich ans Ohr und senkte den Blick, weil sie nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte. Gut, dass das Gespräch daraufhin eine andere Richtung einschlug. Sie machte allerdings von nun an einen sehr abwesenden Eindruck.

Holdon, Klassentreffen, nachmittags

Holdon war zwar froh, dass es jetzt nicht mehr darum ging, ob sie zusammen waren oder nicht, aber angenehmer waren die neuen Themen für ihn auch nicht. Seine Freunde wollten wissen, wie seine Zeit in der Army gewesen war. Vor allem war Thema ob er jemanden getötet hatte und darüber, dass sich das ja niemand der anderen vorstellen konnte. Holdon hielt sich da zurück und wollte lieber nicht darüber sprechen. Das Thema war sehr heikel für ihn, aber das schienen die anderen nicht so ganz zu verstehen.

Diana - Klassentreffen - nachmittags

Sie stand eine ganze Weile daneben und bekam mit, wie Holdon diese Fragen über sich ergehen lassen musste. Ab einerm bestimmte Punkt konnte sie allerdings nicht mehr anders als Holdon aus seiner misslichen Lage zu befreien. "Holdon, du meintest doch schon vor ner Viertelstunde, dass du am Verhungern wärst. Ich hab da drüben leckere Donuts gesehen und hab ebenfalls wahnsinnigen Hunger", platzte sie dazwischen und griff unwillkürlich wieder nach seinem Arm. Hups, fast hätte sie gewohnheitshalber seine Hand genommen.

Holdon, Klassentreffen, nachmittags

Holdon war sichtlich dankbar für die Unterbrechung und folgte ihr sofort. Er hörte zwar gleich wieder einen Spruch von seinen Freunden, aber das war ihm gerade total egal. Niemand sonst schien ja zu bemerken, wie unwohl er sich gerade fühlte. Wäre Diana nicht dazwischen gegangen, hätte er einen Grund erfunden, warum er gehen musste. Ihm wurde das hier doch alles irgendwie zu viel. Vielleicht war er doch noch nicht bereit für ein normales Leben. "Danke", sagte er, als sie außer Hörweite waren. "So hatte ich es mir nicht vorgestellt, wieder am Leben teil zunehmen", sagte er ehrlich.

Diana - Klassentreffen - nachmittags

"Kein Grund zu danken. So machen das Fr--", sie bremste sich selbst, bevor sie das verbotene Wort sagte. Es klang einfach absolut falsch irgendwie. "Ich mein, nichts zu danken", ruderte sie also wieder zurück und lächelte nervös. "Wie hattest du es dir vorgestellt?", erkundigte sie sich nun, während sie mit ihm rüber zum Essen ging.

Holdon, Klassentreffen, nachmittags

Holdon musterte sie genau. Diana war schon immer zu gut für diese Welt gewesen und er hatte jetzt das Gefühl, dass sie auch ihm gegenüber einfach nur versuchte freundlich und stark zu sein, weil sie immer glaubte das sein zu müssen. Jedoch die Tatsache, dass sie das Wort Freunde nicht einmal aussprechen konnte, sagte ihm, dass er mit seiner Vermutung genau richtig lag. Sie konnten nie wieder das sein, was sie gewesen waren, aber Freunde eben auch nicht. Viel zu sehr hatte er ihr weh getan und musste nun mit den Konsequenzen leben. "ich hatte gehofft, dass wir einfach über alte Zeiten lachen und sprechen könnten und es sich für wenigstens eine Stunde wieder so anfühlen würde, als wäre ich zu Hause", sagte Holdon und er klang traurig dabei, aber das war er auch irgendwie. Es war einfach nichts mehr, wie es mal gewesen war und er hatte keine Ahnung, wo er hingehörte. So alleine hatte er sich nicht einmal in der Army gefühlt, denn da hatte er immer jemanden gehabt, der sich so fühlte wie er selbst. Jetzt wo er wieder hier war, gab es das nicht mehr. Er war komplett auf sich alleine gestellt, ohne Freunde, ohne Familie und ohne Perspektive was er mit seinem Leben eigentlich jetzt noch machen sollte. "Ich denke es ist keine Schande sich zu irren, aber es ist wohl ein deutliches Zeichen dafür, dass ich lieber gehen sollte", sagte Holdon dann. Es fühlte sich nicht so an, als würde er hier noch länger dazu gehören. Alleine schon, wie alle anderen ihn ansehen, wenn er an ihnen vorbei ging. Als könnte er jeden Moment eine Waffe ziehen und wild um sich schießen.

Diana - Klassentreffen - nachmittags

Als er das sagte, verspürte sie innerlich einen Schmerz. "Schon wieder, ja?", entfloh es ihrem Mund und die Enttäuschung konnte sie nicht verstecken - beim besten Willen nicht. Sie wollte damals nicht, dass er ging, und sie wollte jetzt nicht, dass er verschwand - egal, auf welche Weise und wie lang. Aber das schien ihn nicht zu interessieren.

Holdon, Klassentreffen, nachmittags

Und da war der Vorwurf. Er hatte schon viel früher damit gerechnet, aber jetzt war er da. Auch ihm tat das nur noch mehr weh. Sie konnte ja nicht ahnen, was in ihm vor ging. Ohne weiter darüber nachzudenken, lehnte er sich vor und küsste ihre Stirn. Er hielt so etwas länger inne, als normal, aber es war vielleicht das letzte Mal, dass er ihr nah sein und sie so küssen konnte und diesen Moment wollte er sich doch ganz genau einprägen. "Ich bin froh, dass du immer noch die Gleiche geblieben bist.", sagte er dann leise, als er sich von ihr entfernte. "Ich wünsch dir noch einen schönen Abend mit den anderen", sagte er dann. Er wollte ihr nicht weh tun, aber er tat es sowieso immer wieder.

Diana - Klassentreffen - nachmittags

Seine warmen Lippen auf ihrer Stirn ließen sie direkt ganz anders fühle. Wie in Trance blieb sie auf der Stelle stehen und sah zu wie er sich entfernte und die Tür hinter ihm zufiel. Nein. So würde das nicht laufen. Sie würde nicht hier mit anderen ihre Zeit verbringen, während er sich da draußen verloren vorkam. Sie eilte ihm hinterher, durch die Tür und holte ihn wieder ein. "Lass uns über alte Zeiten reden. Unten am Fluss", sie klang regelrecht bittend, als sie auf seine Aussage von vorhin Bezug nahm. Damals waren sie oft am Fluss. Sie wollte das wieder haben. Für eine Stunde. Oder länger.

Holdon, unterwegs, nachmittags

Draußen hatte Holdon gleich wieder seine Hände in den Hosentaschen vergraben und hatte sich gleich in Bewegung gesetzt. Die warme Sonne auf seiner Haut, ließ ihn spüren, dass es noch wärme gab, auch wenn sich sonst alles so kalt für ihn gerade anfühlte. Er wusste, dass es richtig war, diesen Cut zu machen. Wenn er jemals wieder sowas wie Glück fühlen wollte, dann musste er sie gehen lassen. Das war nur einfach so unglaublich hart. Gerade als er sich diese Bestätigung in Gedanken zusprach, tauchte sie plötzlich wie aus dem Nichts an seiner Seite auf. Er blickte sie ganz irritiert an. "Aber....solltest du nicht da drin sein?", fragte Holdon immer noch ein wenig perplex darüber, dass sie ihm wirklich nachgelaufen war. Damit hatte er nicht gerechnet.

Diana - unterwegs - nachmittags

"Und solltest DU nicht auf meinen Vorschlag eingehen?", entgegnete sie. "Wir tun wohl beide nicht, was wir sollten", fügte sie nun hinzu und kam um ein leichtes Schmunzeln nicht drumherum.

Holdon, unterwegs, nachmittags

"Frech bist du also auch immer noch", meinte Holdon gleich. Es war wohl ihr Glück, dass er ihr jetzt keinen Klaps mehr auf dem Po geben konnte. Für ihn war es echt seltsam, dass er sich in ihrer Nähe noch genauso fühlte, wie früher. Fast schon so, als wäre er nicht weg gewesen. "Also schön, gehen wir zum Fluss. Ich will hören, was du die letzten Jahre so gemacht hast", sagte Holdon dann. Er formulierte das sehr vorsichtig, denn eigentlich wollte er wirklich nichts über ihr Liebesleben hören. Das hätte ich hart getroffen. Für ihn war sie immer noch die einzige Frau, die er nicht nur geliebt hatte, sondern die er eben auch geküsst oder mit der er geschlafen hatte. Es hatte ihm immer gefallen, dass sie das geteilt hatten und alleine die Vorstellung, dass das jetzt vielleicht nicht mehr so war, zeriss ihn innerlich sehr.

Diana - unterwegs - nachmittags

Die Erleichterung, die sie fühlte, sobald er ihr zusagte, war unglaublich. Sie hatte extreme Angst davor gehabt, dass er das für eine schlechte Idee hielt und sie stehen ließ. Außerdem wollte sie gerade unbedingt in seiner Nähe sein. "Nicht allzu viel", antwortete sie schmunzelnd und machte sich mit ihm auf zum Fluss.