Memories of You - Part 20

Keagan - Krankenhaus - morgens

Er wusste - jetzt wo er etwas Abstand zu der Sache und einen kühleren Kopf hatte -, dass er mächtig Scheiße gebaut hatte und was das für Konsequenzen für ihn haben konnte. Doch rückgängig machen konnte er das nicht mehr. Und wollte es wohl auch nicht. Es hätte sich für ihn nicht richtig angefühlt, andere Leute mit reinzuziehen und sich darum kümmern zu lassen. Immerhin hatte Lexie sich ihm persönlich anvertraut. Er bezweifelte, dass noch jemand anders davon gewusst hatte. Beruhigend legte er seine Hand auf die seiner weinenden Mutter. Er wollte sich wirklich zurückhalten mit der Frage, aber er konnte sie nicht mehr für sich behalten, denn es machte ihn wahnsinnig. "Weiß man wie es Lexie geht? Geht es ihr gut?".

Alec/Kaya, Krankenhaus, morgens

Kaya ging jetzt aus dem Zimmer. Es ging ihm gut, das war ihre Sorge gewesen. Alles andere fühlte sich gerade falsch an. Ran interessierte ihn nicht, ob sie da war oder nicht. Da konnte sie ja auch gehen. Alec sah ihr kurz nach. Es musste hart für sie sein, aber er würde sich schon um sie kümmern. „Keine Ahnung... man hat uns nichts von ihr gesagt. Wir wussten bis eben ja nicht mal, dass sie hier ist und mit der Sache zu tun hat“, sagte sein Vater. „Wir sind keine Verwandte... sie werden uns auch nichts sagen“, meinte Alec jetzt.

Keagan - Krankenhaus - morgens

Er bekam mit wie Kaya still und heimlich das Zimmer verließ und es ließ auch ihn nicht kalt. Für einen Moment sah er auf die gegenüberliegende Seite Richtung Fenster, weil er kurz nachdachte. Dann wendete er sich Alec zu. "Alec...könntest du...?", bat er ihn nun und deutete mithilfe seiner Augen Richtung Tür. Da er selbst nicht Kaya hinterher eilen konnte, würde es ihm viel bedeuten, wenn Alec sie ein wenig beruhigen konnte und ihr zeigte, dass jemand für sie da war. Das würde ihn ungeheuer erleichtern. Jedenfalls wusste er jetzt genauso wenig wie vorher, wie es Lexie ging...das hob nicht gerade seine Laune. Aber er würde sich da schon was einfallen lassen.

Alex, Krankenhaus, morgens

„Klar ich geh schon“, sagte Alec und ging Laya jetzt nach. Natürlich weinte sie, aber er nahm sie in den Arm und versprach sie nach Hause zu bringen. Sie brauchte jetzt auch erst mal schlaf und zu Hause war sie bei ihrem Bruder ja gut aufgehoben. Der passte auf sie auf und darauf, dass sie keinen Blödsinn machte.

Keagan - KH - morgens

Kurz darauf kam eine Schwester ins Zimmer, die seine Familie bat, zu gehen, da er Ruhe verordnet bekommen hatte. Sie verabschiedeten sich also und Keagan befand sich wieder alleine in seinem Zimmer. Schlafen konnte er gerade nicht. Sein Körper lechzte zwar danach, aber die Unwissenheit wie es Lexie ging, gab ihm keine Ruhe. Er konnte der Schwester immerhin entlocken, dass sie mit ihm ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Sein Blick wanderte gelangweilt im Raum umher und blieb an einem Gegenstand im Eck hängen: ein Rollstuhl. Okay, der Plan war sehr spontan, wenig durchdacht und würde mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern...aber er würde es riskieren. Dafür musste zuallerst einmal sein Körper mitspielen. Schwerfällig setzte er sich in seinem Bett auf. Gar nicht so einfach, wenn seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt war, indem die Bandagen die Rolle eines harten Harnisches übernahmen. Er schaffte es mühsam, sich auf die Kante zu setzen und atmete durch. Dann riss er die Sachen ab, die in seinem Körper steckten und machte langsame, schwerfällige Schritte. Er merkte, dass die Medikation ihn leicht dämmrig machte und er im Kopf leicht schwindelig war. Als er endlich am Rollstuhl angekommen war, sich abstützte und kompliziert wie ein nicht mehr ganz mobiler Opa darin Platz nahm, war er unendlich stolz auf sich. Er stellte nun noch die Füße auf die dafür vorgesehenen Plattformen und rollte zur Tür. Glücklicherweise bekam niemand mit, wie er sein Zimmer verließ und er nahm den nächsten Fahrstuhl. Sein Stockwerk wollte er zuletzt erkunden, damit er hoffentlich nicht so schnell entdeckt wurde. Er rollte zwei Stockwerke entlang, ohne Erfolg. Dieser stellte sich allerdings auf dem dritten ein, als er zwei Frauen bei der Essensausgabe ihren Namen erwähnen hörte und die Zimmernummer herausfand. Also wartete er bis sie aus dem Zimmer verschwunden waren, bevor er vorsichtig die Tür öffnete und hineinrollte.

Lexie, Krankenhaus, morgens

Lexie hatte nicht vor ihr essen anzurühren. Ihr war schlecht von der Gehirnerschütterung und die Medikamente waren nicht so stark, wie sie es gerne gehabt hätte. Am liebsten wäre es ihr gewesen, man hätte sie so weit betäubt, dass sie einfach schlafen konnte. Sie bekam keine Antworten im Bezug auf Keagan, ihre Tante hatte ihr gewünscht, dass sie in irgendeinem Loch verrottete und die Polizei schien sie trotz ihrer Verletzungen nur bedingt ernst genommen zu haben. Wie sollte es jetzt nur weiter gehen? Das machte ihr große Angst, sehr große sogar. Sie hatte diese Veränderungen so satt. Als die Tür jetzt wieder aufging, bemühte sie sich nicht hinzusehen, man hätte ihr ja gesagt, dass eine Schwester gleich nochmal kam, um die Infusion zu wechseln.  Erst sein angestrengtes keuchen erweckte Ihre Aufmerksamkeit. „Keagan“, sagte Lexie jetzt. Oh man, das Beruhigungsmittel wirkte noch immer sehr. Selbst das strengte sie schon an. Sie war aber so erleichtert ihn zu sehen, dass ihr gleich eine Träne übers Gesicht lief.

Keagan - KH - morgens

Er rollte an ihr Bett. Die Höhenverhältnisse waren zwar beschissen, wenn man in einem Rollstuhl neben einem klassischen Krankenhausbett stand, aber besser als nichts."Hey...", begrüßte er sie und bekam ein müdes Lächeln zustande. "Wie...", er zuckte kurz zusammen, weil er einen Schmerz unter der Bandage wahrnahm. Er setzte nochmal an. "Wie geht's dir?", erkundigte er sich.

Lexie, KH, morgens

Lexie sag ihn gleich besorgt an. „Vergiss mich, was ist mit dir? Wie schlimm ist es?“, wollte Lexie jetzt wissen. Er sollte gar nicht erst versuchen sich raus zu reden. Sie griff nach seiner Hand. Meine Güte, sie hatte das Gefühl als wenn ihre Bewegungen nur im Zeitlupe passierten. „Es tut mir so leid. Ich wollte sich da nicht rein ziehen“, sagte Lexie jetzt wieder und wischte sich langsam über die Wange.

Keagan - KH - morgens

Er schüttelte direkt den Kopf. "Du hast mich da nicht reingezogen. Das war einzig allein meine Entscheidung, mich da einzumischen", stellte er klar. Dann seufzte er und sah sie an. "Willst du wirklich die ganze Liste meiner Verletzungen hören, die ich in dieser epischen Schlacht davongetragen hab?", erkundigte er sich mit übertriebener Stimme und grinste.

Lexie, KH, morgens

„Eigentlich wünsche ich, dass meine Gute Fee um die Ecke kommt und das alles ungeschehen macht“, sagte Lexie mit Tränen in den Augen. Sie versuchte sich jetzt aufzusetzen, aber sie hatte starke Schmerzen. „Meine Tante war hier...ich soll in irgendeinem dunklen Loch verrotten“, sagte Lexie jetzt leise. „Vermutlich wird es jetzt auch so sein. Aber Danke dass du mein Held warst. Doof nur, dass ich dich jetzt wieder gehen lassen muss“, sagte Lexie gequält. Jemanden wie ihn gab es nur einmal.

Keagan - KH - morgens

Er legte seine Hand wiederum auf ihre, die bereits seine linke Hand hielt. "Du weißt, dass ich das nicht zulassen werde...oder?", entgegnete er nun. "Auch wenn ich demolierter aussehe als der Terminator...ich hab Kampfgeist und bekomm das schon irgendwie hin", fügte er schmunzelnd hinzu.

Lexie, KH, morgens

„Ich glaub nicht, dass du jetzt noch viel tun kannst“, sagte Lexie und sah ihn gequält an. Sie drückte seine Hände, wenn auch schwach, weil sie irgendwie keine Kraft hatte. „Ich will nicht weg von dir“, sagte Lexie dann leise. Er war doch irgendwie alles, was ihr geblieben war. Das macht ihr alles total angst. Was würde jetzt aus ihr werden? Wo würde man sie hin schicken?

Keagan - KH - morgens

"Wenn du mich da mal nicht unterschätzt", er schmunzelte vielsagend. "Ich hab's geschafft von der Intensiv mithilfe eines Rollstuhls abzuhauen, hab dein Zimmer rausgefunden und wahrscheinlich sind gerade die Bullen auf der Suche nach mir, weil sie noch n Interview wollen...", er grinste. "Ich mach das Unmögliche möglich, Baby!". Wenn er sie nun zum Lächeln brachte, dann hatte er erreicht was er wollte.

Lexie, KH, morgens

„Keagan... ich will nicht schuld sein, wenn du noch mehr Ärger bekommst“, sagte Lexie jetzt. Sie hatte auch so schon ein schlechtes Gewissen. Das würde sie nie wieder gut machen können. „Du musst bestimmt auch noch im Bett bleiben“, sagte Lexie nun. Besorgt sah sie ihn an, sehr besorgt sogar.

Keagan - KH - morgens

"Ja, das sagen siiiie, die Ärzte und die Schwestern", antwortete er und ließ ihre Hand los. "Aber wie man sieht, es geht auch anders", meinte er stolz. Wäre er im Bett geblieben, wäre er jetzt wohl nicht hier bei ihr. "Ich kann sogar...", ruckartig erhob er sich nun aus dem Rollstuhl und hielt sich gerade noch an dem Geländer ihres Bettes fest, um nicht vornüber zu kippen. Zu viel Schwung und zu viel Schmerz. Au. "...aufstehen", stöhnte er und grinste. Jetzt waren sie beide schon eher auf einer Sichtlinie. "Willst du mich etwa davonjagen?", fragte er sie nun schmunzelnd. Er wollte noch so gar nicht in sein Bett zurück.

Lexie, KH, morgens

„Nein, ich dachte nur vielleicht willst du dich ja zu mir legen“, sagte Lexie jetzt. Gut, vielleicht überschritt das ja jetzt wieder eine Grenze oder sowas, aber irgendwie fühlte sie sich gerade einfach so alleine.

Keagan - KH - morgens

Er senkte grinsend den Kopf und blickte einen Moment lang nach unten. Dann sah er sie an und öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als es an der Tür klopfte und eine Schwester hereinkam. "Ach hier ist der Ausreißer! Du wirst seit einer ganzen Weile gesucht, mein Lieber...", bekam er zu hören und die Schwester half ihm zurück in seinen Rollstuhl. Keagan schenkte Lexie einen bedauernden Blick, bevor die Frau seinen Rollstuhl wendete und Richtung Tür schob. "Dann bis morgen, Lex!", rief er scherzend. Die Schwester redete weiterhin leise auf ihn ein, doch Keagans Gerede war meilenweit zu hören. "Ach hier is gar nich die Intensiv?... Was sie nicht sagen! Verzeihen Sie, eigentlich wollte ich nur aufs Klo...wie schnell man sich doch verirrt...und ohne meine Brille bin ich eh verloren...", laberte er wie ein Opa. Das brachte so ein Rollstuhl wohl mit sich...

Lexie, KH, morgens

Na wenigstens war sie so vor einem Korb von ihm geschützt. Sie drehte sich wieder zum Fenster und ließ jetzt die Tränen über ihre Wangen laufen, ohne sie weiter zurück zu halten. Jetzt fühlte sie sich nicht nur alleine, sie war es auch wieder. Irgendwie war sie sich aber ziemlich sicher, dass man sie hier bald raus schmiss und sie sich im Heim erholen musste. Der Staat zahlte das doch sicherlich nicht für sie.

Keagan - zuhause - mittags

Die letzten Tage im Krankenhaus wurden sein Zustand und die Heilung immer wieder kontrolliert. Seine polizeiliche Stellungnahme hatte er noch am selben Tag gehabt, an dem er Lexie besucht hatte. Offenbar hatte man ihn für vernehmungsfähig genug gehalten, nachdem er eine Reise durch das halbe Krankenhaus gemacht hatte. Heute hatte man ihm einen Kontrolltermin gegeben und er wurde entlassen. Bevor er das Krankenhaus verlassen hatte, hatte er noch Lexies Zimmer aufgesucht, doch sie wurde offenbar schon früher entlassen. Nun befand er sich zuhause, auf seinem Bett. Sobald seine Family sein Zimmer verlassen hatte, griff er nach seinem Handy und wählte Lexies Nummer.

Lexie, Betreuung, morgens

Lexie war schon nach zwei Tagen entlassen wurden. Man hatte ihre Behandlung für nicht mehr so wichtig gehalten, um sie vom Staat finanzieren zu müssen. Eine Frau vom Jugendamt war gekommen und hatte sie einfach mitgenommen. Für den Prozess der Heilung würde sie erst einmal vorübergehend bei einer Pflegefamilie untergebracht, jedoch stand schon fest, dass sie danach ins Heim kam. Auch die Familie war nicht so das wahre. Die hatten selbst 5 Kinder, die alle jünger waren und viel Krach machen. Lexie fühlte sich total unwohl, auch weil sie auf einer Campingliege im Keller schlief. Wirklich zur Erholung diente das nicht. Sie versuchte tapfer zu sein und cool zu wirken, aber innerlich hätte sie nur weinen und schreien können. Wo war sie hier nur gelandet? Wieso wollte sie nur niemand mehr haben? Sie lag gerade auf ihrem Bett und versuchte zu lesen. Das tat sie tatsächlich um ihrer Situation zu entfliehen und an was anderes zu denken. Als ihr Handy ging, war sie erst unsicher ob sie ran gehen sollte. Es war vielleicht besser, wenn er nicht erfuhr, wie es jetzt um sie stand. Sie wusste sie könnte es nicht ertragen sich wirklich nochmal von ihm verabschieden zu müssen. Schließlich ging sie doch ran, aber sagte nichts. Sie wollte einfach seine Stimme hören. Bei ihr gab es Baby und Kindergeschrei im Hintergrund.

Keagan - zuhause - morgens

Er war etwas verwirrt, als der Anruf angenommen wurde, aber sich niemand meldete. "Hey, Lexie. Bist du dran?", erkundigte er sich. Er nahm nur viel hintergründiges Geschrei war und konnte es nicht einordnen.

Lexie, Betreuung, morgens

Lexie biss sich auf die Lippe. „Hey“, sagte sie schließlich leise. Irgendwie kam sie da jetzt nicht mehr raus. Hätte sie doch bloß einfach wieder aufgelegt. Das war doch alles nicht gut. Er hatte schon genug Ärger wegen ihr gehabt.

Keagan - zuhause - morgens

"Heeey!", er klang erleichtert, ihre Stimme zu hören. "Wie geht's dir? Wo bist du gerade?", löcherte er sie mit Fragen. Er hatte seit Tagen nichts mehr von ihr gehört und wollte wissen was der jetzige Stand war.

Lexie, Betreuung, morgens

Jetzt dürfte sie sich nicht anhören lassen, dass sie im nächsten Alptraum steckte. Immerhin wurde sie hier nicht mehr geschlagen. So schlecht war es dann doch gar nicht. „Heeyy... alles super, alles super“, sagte Lexie gleich. Er sollte sich wirklich keine Sorgen machen.

Keagan - zuhause - morgens

Am anderen Ende herrschte einen Moment Stille. "Super, ja? Super?", wiederholte er ungläubig. "Du benutzt dieses Wort nie. Ich meine 'Nie'-nie. Also, ich weiß zwar nicht wo du bist, aber dass deine Nase gerade ein gehöriges Stück länger geworden ist...", meinte er nun.